Steven, 28 Jahre

 USA 
 Vereinigte Staaten von Amerika 

Mein Sohn Steven

von Valerie Muck

Steven, 28 Jahre

Bei meinem Sohn Steven wurde direkt nach der Geburt das CHARGE-Syndrom diagnostiziert (1992 sprach man noch von einer „Assoziation“!). Aufgewachsen ist Steven in Ohio. Er nahm an einem Berufsbildungsprogramm teil (Project Search) und hatte einen umfassenden Plan für den Übergang nach der Schule (Individual Transition Plan). In Ohio gestaltete sich der Übergang relativ einfach, da Schulverwaltung und Bezirk ausreichend verzahnt waren. Neben der Vermittlung von Praktika und Job Coaching wurde uns auch Beförderungshilfe angeboten.

2015 wechselte ich ins Pentagon. Wer selbst schon mal mit einem behinderten Kind umgezogen ist, kennt den Druck, unter dem man steht, wenn man neue Ärzte und Unterstützungsleistungen finden muss. Da wir keine Schulverwaltung mehr im Rücken hatten, wandten wir uns direkt an die Bezirksverwaltung, die für Leistungen für Erwachsene zuständig ist.

Praktika? Nö. Job Coaching? Nö. Beförderung? Nö. Für sämtliche Leistungen, die wir benötigten, gab es lange Wartelisten. Schließlich fanden wir für meinen Sohn einen freiwilligen Job in einem Secondhand-Laden knapp 13 km von uns zu Hause entfernt, und da wir keine finanzielle Unterstützung für eine Beförderung bekamen, zahlten wir ein Taxi aus eigener Tasche.

Steven mit Hund

Letztes Jahr zogen wir dann nach Michigan. Wir haben mit der Bezirksverwaltung und dem Rehabilitationsträger in Michigan zusammengearbeitet, um eine sinnvolle Beschäftigung für meinen Sohn zu finden. Praktika? Jawohl! Job Coaching? Jawohl! Beförderungshilfe? Jawohl! Diese Leistungen werden zwar grundsätzlich angeboten, doch es war trotzdem ein langwieriger Prozess und es gab auch Rückschläge, als wir uns bemühten, eine langfristige, sinnvolle Beschäftigung für meinen Sohn zu finden, die zu seinen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Talenten passt. In einem eher ländlich geprägten Bezirk sind auch die Beförderungsoptionen eine Herausforderung.

Alle Eltern hoffen für ihr Kind auf eine integrierte Beschäftigung am freien Arbeitsmarkt und in der Nähe. Eltern wünschen sich zudem eine Vergütung für ihr Kind, die mit dem vergleichbar ist, was ein nicht behinderter Beschäftigter für die gleichen Aufgaben bekommen würde (einschließlich der gleichen Arbeitnehmerleistungen und Aufstiegschancen).

Nirwana, stimmts? Auch wenn es für Nirwana nicht ganz reicht, so gibt es doch Organisationen, die Menschen mit Behinderungen Möglichkeiten auf dem Zweiten Arbeitsmarkt anbieten. Zwei mir bekannte Organisationen, Production Services Unlimited (Süd- west-Ohio) und Work Skills Corporation (im Livingston-Bezirk von Michigan) bieten im Rahmen ihrer gemeinnützigen Non-Profit-Aktivitäten derartige Möglichkeiten auf dem Zweiten Arbeitsmarkt an. Beide Organisationen bieten Schulungen an, in denen Beschäftigte an ihren berufsbezogenen Fertigkeiten und Sozialkompetenzen arbeiten können. Mein Sohn hat bei Production Services Unlimited gearbeitet. Das war eine sehr positive Erfahrung und nach einiger Zeit wurde er in einem eigenen Bereich eingesetzt, wo er eine Teilzeitstelle zum Mindestlohn hatte. Vor kurzem haben wir Kontakt zur Work Skills Corporation aufgenommen, denn das könnte jetzt, wo wir in Michigan sind, eine Option für meinen Sohn sein.

Das Thema Beschäftigungsmöglichkeiten gehört für unsere Familie zu den schwierigsten Herausforderungen.

Unsere Situation ist nicht ganz alltäglich, denn seit mein Sohn 2014 von der High-School abging, haben wir in drei verschiedenen Bundesstaaten gelebt. Drei Bundesstaaten und drei völlig unterschiedliche Erfahrungen.

Eltern, Betreuungspersonen und CHARGE-Betroffene sollten sich darüber informieren, welche Angebote für Arbeitsvermittlung es in ihrem Umfeld, Bezirk und Bundesland gibt.

Es ist nie zu früh, damit anzufangen.

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