In dieser Ausgabe liegt der Schwerpunkt – neben vielen weiteren Beiträgen – auf dem Deutschen Taubblindenzentrum (TBZ) Fischbeck. Neben allgemeinen Informationen berichten einige unserer Familien über ihr Leben in Fischbeck.

Mit dieser Leseprobe erhalten Sie einen Einblick in die Berichte.

Leseprobe

Tati und ihr Leben in Fischbeck

Tati war im Sommer 2019 mit der Schule im Taubblindenzentrum (TBZ) Hannover fertig. Da wir keinen direkten Anschlussplatz gefunden hatten, musste Tati erstmal wieder zuhause einziehen. Ende Dezember 2019 meldete sich Fischbeck, dass sie einen Platz für Tati hätten. Wir müssten uns aber schnell überlegen, ob wir den Platz nehmen würden oder nicht. Für uns war es keine Frage, dass wir diesen Platz nicht nehmen würden, da wir ja 7 Jahre lang auf der Warteliste für Fischbeck gestanden hatten. Die Zeit zu Hause war ziemlich schwierig mit Tati, da wir hier keine Therapeuten hatten, die Tati aufnehmen wollten oder konnten. Auch die umliegenden Förderstätten wollten Tati nicht nehmen, da sie wohl keine Kapazitäten für sie frei hatten. So war es für uns alle zu Hause eine 24/7-Bespaßung. Deswegen waren wir froh, als Fischbeck sich meldete und uns den Platz anbot.

Leider kam dann Corona dazwischen und Tati konnte nicht wie vorgesehen im April einziehen, sondern musste wegen des Lockdowns erst einmal warten. Ende Juni haben wir dann die Nachricht bekommen, dass Tatjana zum 1. August 2020 einziehen könnte, wir uns aber 14 Tage vorher in Quarantäne begeben müssten. Diese haben wir im Hochsommer 2020 in Fischbeck in einem Landhof gemacht. Genau am 1. August 2020 konnte Tatjana dann ihr Zimmer in Haus 15 beziehen, wo ich noch einmal zwei Tage dabei gewesen bin. Seitdem ist sie nun in Fischbeck. Der Anfang war schwierig, da man Tatjana noch nicht so viel anbieten konnte, wie es für sie wichtig gewesen wäre. Durch Corona wurden viele Therapien
und Angebote ziemlich zurückhaltend gehandhabt.

Die Betreuer in Fischbeck waren von Anfang an so toll - sie versuchten Tati mit allem Möglichen zu bespaßen und ihr so viel wie möglich anzubieten, damit sie sich wohlfühlte. Mittlerweile geht es nun schon fast ins fünfte Jahr, dass Tati in Fischbeck ist. Sie hat sich sehr gut eingelebt, geht draußen am Handlauf gerne spazieren und ist für den Müll verantwortlich, dass der Müll regelmäßig in die Container gebracht wird. Sie liebt es, wenn sie von allen verwöhnt wird, sie liebt Shopping-Ausflüge, fährt auch gerne mal eine Runde Fahrrad und findet im Sommer das Wassertretbecken ganz toll. Tati geht regelmäßig zum Sport, das findet sie genauso toll, als wenn ihre Ergotherapeutin mit ihr etwas macht. In der Wohngruppe leben noch sechs andere Bewohner mit verschiedenen Behinderungen, mittlerweile auch Lukas, der ebenfalls das CHARGE-Syndrom hat.

Alle haben dort ihre eigenen Zimmer, in die sie sich regelmäßig zurückziehen können, wenn es ihnen zu viel wird. Tati chillt gerne auf ihrem Sofa und lauscht, was im Zimmer passiert. Und wenn man Tati kennt, weiß man auch genau, dass sie versteht, was im Raum gesprochen wird. Denn durch ihre Mimik macht sie dies allen klar. Tati kommt meistens einmal im Vierteljahr für 14 Tage nach Hause. Das ist für uns alle die beste Lösung, da es sich für ein Wochenende von der Fahrerei nicht lohnt und Tati so viel mehr von uns hat. Seit dem letzten Jahr akzeptiert Tati nun auch Kurzzeitbesuche von mir, so dass ich spontan sagen kann: „Ich fahre mal ein Wochenende zu ihr und besuche sie direkt in Fischbeck.“

Das hat sie die ganze Zeit vorher nicht gemacht, denn wenn ich dort war, hat sie direkt Theater gemacht und wollte mit nach Hause. Jetzt können wir ein Wochenende in Ruhe auch in Fischbeck genießen. Sie freut sich, wenn ich komme, und lässt mich auch problemlos wieder nach Hause fahren.

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Außerdem

erwartet euch diesmal etwas ganz Besonderes: die Geschichte

„Die Bockwurst, die keinen Bock hatte“

von Maxi Meyn.

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