Sean, 21 Jahre
Australien
Schulen, die ich besucht habe:

Vor der Schule ging ich in einen örtlichen Regelkindergarten mit Kindertagesstätte.
Vom Vorbereitungsjahr bis zur 6. Klasse war ich auf einer Regelgrundschule.
Vom 7. bis zum 9. Schuljahr war ich auf einer normalen High-School.
Dreieinhalb Jahre lang war ich auf einer Förderschule.
Unterstützung
In der Grundschule hatte ich eine Vollzeitbegleitung namens Lyndal. Lyndal konnte Gebärdensprache. Lyndal war jeden Tag den ganzen Tag bei mir. Sie wusste immer, was los war. Sie hat es gemerkt, wenn ich mir keine Mühe gegeben habe.
Sechs Monate vor meiner Anmeldung an der Schule hatte der Schulleiter die australische Gebärdensprache (Auslan) in den Lehrplan aufgenommen. Als ich dort anfing, konnten einige der Kinder Gebärdensprache.
Ich hatte einen Beratungslehrer für Hörbehinderte namens John. Während meiner ersten Grundschuljahre kam er regelmäßig zu mir. Er arbeitete auch an der High-School als Beratungslehrer. Zur High-School kam er aber nur ein- oder zweimal pro Halbjahr.
Ich hatte einen Beratungslehrer für Sehbehinderte. Während der Grundschule kam er alle paar Monate.
Ich hatte eine Physiotherapeutin namens Kylie. Sie kam regelmäßig zur Schule, um mir Übungen zu zeigen. Kylie war während meiner gesamten Grundschulzeit meine Physiotherapeutin.
Ich hatte mehrere Ergotherapeuten, die mich in der Grundschule besuchten. Die Ergotherapeuten arbeiteten mit der Physiotherapeutin zusammen, um mir Übungen zu zeigen.
In der Grundschule haben mich einige Logopäden mehrmals im Halbjahr besucht und mir Übungen gegeben. Meine Begleitung Lyndal war dabei, wenn die Ergotherapeutin, Physiotherapeutin oder der Logopäde mich besuchten, damit sie die Übungen verstand und mir dabei helfen konnte, sie während meiner Schulzeit zu machen. Kylie fertigte Zeichnungen der Übungen an, außerdem habe ich Bilder und Symbole bekommen, damit ich mir besser merken konnte, was ich tun musste.
In der Grundschule hatte ich ein Slant Board, einen Laptop, Clearnote (eine Tafelbildkamera, die auf die Tafel gerichtet war und somit das Bild der Tafel auf meinem Laptop angezeigt werden konnte), eine FM-Anlage (drahtlose Signalübertragungsanlagen, die Signale mit frequenzmodulierten Funksignalen (FM) übertragen) mit Lautsprechern, ein Mikrofon, ein Ansteckmikrofon, das die Lehrer trugen, damit ich sie besser hören konnte und einen tragbaren Lautsprecher, der in verschiedene Klassenzimmer mitgenommen werden konnte. Es gab auch ein Mikrofon, welches die anderen Schüler verwendeten, damit ich sie hören konnte.
Die High-School war schwieriger als die Grundschule. An der High-School gab es ein separates Lernzentrum für Schüler mit besonderem Förderbedarf. Im Unterricht hat man mich nicht sehr unterstützt. Mehr Hilfe bekam ich im Lernzentrum, in das ich ein- bis zweimal pro Woche für einige Stunden ging. Der Beratungslehrer für Hörgeschädigte besuchte mich einmal im Semester. Gebärdensprache wurde an der High-School nicht unterstützt. Die Förderschule war viel leichter als die High-School. Die Förderschule bot regelmäßige therapeutische Unterstützung an und hatte fest angestellte Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden. Ein integriertes Fitnessstudio und Schwimmbecken für Therapiestunden. Technik und Ausstattung für meine Seh- und Hörbedürfnisse (FM-Anlage (drahtlose Signalübertragungsanlagen, die Signale mit frequenzmodulierten Funksignalen (FM) , Beratungslehrer für Sehbehinderte). Die Klassengröße war kleiner und im Klassenzimmer gab es mehr Unterstützungskräfte. Mir hat es gefallen, jeden Tag mit meinen Freunden im Bus zur Schule zu fahren.
Die Förderschule habe ich mit einem „Certificate II and II in Business“ abgeschlossen (ein Abschluss mit Praxisbezug im Bundesstaat Victoria).
Herausforderungen
Während der Grundschule war es schwer, gesund zu bleiben und Krankenhausaufenthalte zu vermeiden. In der Grundschule hatte ich viele Freunde. Im 6. Schuljahr war ich zweiter Schulsprecher. Manchmal war es schwierig zu erkennen, wer im Klassenzimmer gerade sprach. Manchmal wurde ich tagsüber müde oder hatte Migräne.
In der 6. Klasse bekam ich ein BAHA (Boneanchored hearing aid = übersetzt knochenverankertes Hörgerät). Damit konnte ich viel besser hören.
In der High-School musste ich mich dann von kleinen Klassengrößen auf Klassen mit bis zu 30 Schülern umstellen. Ich musste meine Bücher und meinen Laptop von Klassenzimmer zu Klassenzimmer tragen. Ich hatte nicht genug Unterstützung im Unterricht. An der
High-School fühlte ich mich im Unterricht nicht von den Lehrern unterstützt.
An der High-School war es schwer, Freundschaften zu pflegen. In den Pausen war es schwer Freunde zu finden, weil der Pausenplatz so groß war. Manchmal blieb ich in der Bibliothek. Es gab einige Kinder mit denen ich nicht klarkam. Die High-School war anstrengend. Ich mochte die High-School nicht, manchmal wollte ich nicht hingehen.
An der Förderschule hat der Lehrplan mich eigentlich nicht gefordert. Meine Optionen für einen Übergang nach der Schule wurden nicht ausreichend geplant. Am schwierigsten fand ich es, von anderen Schülern mit Behinderungen umgeben zu sein. Bis ich an die Förderschule ging, war ich an der Schule immer der Einzige mit einer Behinderung gewesen. Ich wusste nicht, wie ich mich Rollstuhlfahrern gegenüber verhalten sollte. Doch es hat nicht lange gedauert, bis ich mich mit meinem Freund Connor angefreundet hatte. Er sitzt in einem Rollstuhl und kommuniziert nonverbal. Wir sind jetzt beste Freunde. Ich habe viel über das Behindert sein gelernt und unsere Schule hat dazu beigetragen, dass in unserem örtlichen Einkaufszentrum ein barrierefreies WC (Toilette) gebaut wurde. An der Förderschule habe ich mich sehr wohlgefühlt und ich bin nach wie vor mit Schülern aus meiner Gruppe befreundet.
Meine Zukunftspläne vor dem Ende der Schule
Eine Firma für elektrische Betriebsmittelprüfung aufzubauen.
Berufserfahrung
Die Förderschule war nicht sehr erfolgreich darin, Praktikumsmöglichkeiten für meine Freunde und mich zu finden. Ich wollte gerne in unserem Supermarkt oder Baumarkt oder Werkzeugfachgeschäft arbeiten. Man war dort aber nicht bereit, mich auf Probe arbeiten zu lassen. Die Schule verhalf mir zu etwas Erfahrung mit Computerarbeit und Arbeitsschutzprüfungen bei der örtlichen Stelle zur Koordination von Unterstützungsleistungen für Behinderte.
Ich war auch Probearbeiten in einer örtlichen Fabrik, wo gespendetes Obst und Gemüse verpackt wurde. Das Arbeitsumfeld dort war aber sehr laut und ich habe mich nicht sicher gefühlt, als ich mich im Werk bewegt habe, weil die gelben Markierungen auf dem Beton schwer zu sehen waren.
Ich habe auch ein Praktikum in einem Werk in der Nähe gemacht. Hier wurden Elektrogeräte zerlegt und recycelt. Diese Arbeit hat mir gefallen, aber die Firma wurde, kurz nachdem ich dort angefangen hatte, geschlossen. Später bemühte ich mich um ein Praktikum in einer anderen Fabrik. Dort durfte ich aber nicht im Recycling-Bereich, in dem die Geräte zerlegt wurden, arbeiten. Ich hätte gerne dort gearbeitet.
Ich habe mich in der Schule als Freiwilliger gemeldet und der Arbeitsschutzperson dabei geholfen, die Feuerlöscher in der Schule zu überprüfen und sicherzustellen, dass alle Informationen vorlagen und korrekt waren.
Meine Mutter hat zwei Schnuppertage in der Gemeinde organisiert. Mir wurde gezeigt, wie die Bibliothek funktioniert, wie im Sitzungssaal gearbeitet wird, wie Lebensmittelsicherheit im Stadtrat gehandhabt wird, wie die Parkplatzwächter arbeiten.
Seit dem Schulabschluss

Ich bin 2018 von der Schule abgegangen. In diesem Jahr (2020) habe ich angefangen in einer Holzbearbeitung für Sehbehinderte zu arbeiten. Ich lerne dort Holz mit Maschinen zu bearbeiten. Ich lerne wie man die Maschinen sicher bedient, weil ich sehbehindert bin und all meine Freunde im Holzbearbeitungskurs sind ebenfalls sehbeeinträchtigt.
Dorthin gehe ich einmal pro Woche. Im Juli 2020 werde ich nach drei Semestern fertig sein. Bisher habe ich Schneidbretter, eine Schmuckschatulle, eine Werkzeugkiste, einen Couchtisch, eine Gartenbank und einen Fernsehschrank gebaut. Wenn ich im Juli fertig bin, darf ich weiter einmal pro Woche dorthin und an eigenen Projekten arbeiten.
Zweimal pro Woche gehe ich ins Fitnessstudio. Ab und zu mache ich mit einigen Freunden von der Förder- schule Ausflüge über einen Anbieter für behinderte Menschen. Ich war bei einem Jungs-Nachmittag im Park und einem Kunstworkshop. Nächstes Jahr wollen wir zusammen kochen und in ein Camp fahren.
Ich würde gerne eine Gruppe zusammenbekommen, die einmal pro Woche hier ins Schwimmbad geht. Ich würde gerne im TAFE Berufsbildungszentrum (Technical and Further Education, australisches Berufsbildungszentrum) einen Möbelbau- oder Tischlerkurs machen.
Arbeit
Ich habe keine Arbeitsstelle, aber ich übernehme einige Tätigkeiten zu Hause und helfe mit. Ich räume das Geschirr auf und auch die Spülmaschine aus, leere die Abfall- und Recyclingbehälter, kehre die Böden, wasche meine Wäsche und beziehe mein Bett selbst.
Etwas Berufserfahrung habe ich in einer Fabrik gesammelt. Das Teile-sortieren, Aufräumen von Werkzeug und Säubern von Teilen hat mir Spaß gemacht. Die Leute dort waren nett. Drei Monate lang habe ich alle zwei Wochen zwei Stunden dort gearbeitet. Ich würde dort gerne wieder arbeiten. Diesen Job hatten mir Freunde besorgt. Ich würde gerne in einem Baumarkt oder Supermarkt arbeiten.
Wohnsituation
Ich lebe zu Hause bei meiner Mutter und meinem Vater. Ich habe einen Bruder, aber er ist vor ein paar Jahren ausgezogen. In der Zukunft möchte ich ein eigenes Haus kaufen. Am liebsten wäre mir eines mit einer großen Garage für eine Werkstatt, sodass ich zu Hause an Holzprojekten arbeiten kann.
Selbstständigkeit

Mein erstes Orientierungs- und Mobilitätstraining (O & M Training) hatte ich in der 3. Klasse. Mein Orientierungs- und Mobilitätstrainer war Darren und er verstand, was ich brauchte, weil er, genau wie ich, Kolobome hat. Er hat mir gezeigt, wie ich mich sicher in der Schule bewegen kann und dann haben wir mit unseren Straßen und Kreuzungen weitergemacht. An der High-School wurde das O & M Training weniger, aber in der Förderschule habe ich es dann wieder regelmäßiger gemacht. Uns wurde beigebracht, wie wir die Busse und Züge in unserer Gegend nutzen können. Ich habe verstanden, wie das Fahrkartensystem funktioniert.
Meine Familie war viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs, weil wir in der Nähe einer Haltestelle wohnen. Zugfahren war mir vertraut.
Die Holzwerkstatt liegt, von mir zu Hause gesehen, auf der anderen Seite der Stadt. Ich muss mit einem Bus und zwei Zügen fahren und dann etwa 1 Kilometer bis zur Werkstatt laufen. Ich stehe um 5:30 Uhr auf, um bis 8:30 Uhr dort zu sein. Ich gehe um 6:45 Uhr zu Hause los und nehme den Zug um 7:15 Uhr. Bis in die Stadt dauert es etwa 45 Minuten. Um die Zeit ist Berufsverkehr. In der Stadt steige ich in einen anderen Zug um. Es dauert 10 Minuten bis zum letzten Halt und dann gehe ich zu Fuß zur Werkstatt. Ich weiß, an welchen Stellen man die Straßen am sichersten überquert. Ich muss eine sehr stark befahrene Straße überqueren und achte darauf, dass an der sichersten Stelle zu tun.
Ich habe 6 Monate gebraucht, bis ich selbstständig zur Werkstatt gelangen konnte. Jetzt fahre ich jede Woche allein hin und zurück. Manchmal fallen Züge aus oder die Züge werden durch Busse ersetzt, aber inzwischen weiß ich, was dann zu tun ist. Wenn ich allein unterwegs bin nutze ich einen Signalstock. Früher habe ich die Navigations-App auf meinem Handy genutzt, um zu schauen, wo ich mich befand. Das mache ich jetzt nicht mehr, weil ich den Weg gut kenne. Ich schicke meiner Mutter immer eine SMS (Kurznachricht), wenn ich morgens in den Zug steige, wenn ich in der Werkstatt ankomme und wenn ich von dort aufbreche. Ich habe meine eigenen Schlüssel und kann allein nach Hause zurückfahren. Manchmal schicke ich meinem Vater eine SMS (Kurznachricht), damit er mich an der Haltestelle abholt.
Mit meiner Magensonde kann ich mich selbständig ernähren. Ich spüle und reinige den Schlauch meiner Sonde regelmäßig und achte darauf, dass alles gut funktioniert. Mein Verbrauchsmaterial und die Sonden-Kost bestelle ich selbst. Alle drei Monate schicke ich der Diät-Abteilung im Krankenhaus eine E-Mail (elektronische Post) und einige Tage später werden etwa 24 Packs geliefert, die verstaue ich dann in der Garage und im Schrank. Ich gehe auch zu einer Bäckerei in der Nähe der Holzwerkstatt und kaufe Brot für die Familie ein.
Meine Batterievorräte für meine Hörgeräte besorge ich mir bei „Australian Hearing“.
Mit dem Übergang in die Erwachsenenversorgung lerne ich jetzt, einige meiner Arzttermine selbst zu machen.
Ich lerne, die öffentlichen Verkehrsmittel zu Terminen zu nehmen.
Während eines Praktikums habe ich geübt, „Uber“ (ein Online-Vermittlungsdienst zur Personenbeförderung) zu nutzen. Zweimal habe ich „Uber“ gebucht und bin allein dorthin gefahren. Jemand aus dem O & M Training (Orientierungs- und Mobilitätstraining) hat mir dabei geholfen, solange mit „Uber“ zu üben, bis ich mich damit wohlgefühlt habe.
Für die Abfahrtszeiten von Zügen und Bussen nutze ich die ÖPNV-App (Öffentlicher Personennahverkehr). Weil meine Aussprache nicht immer klar ist, habe ich Kommunikationshilfen ausprobiert, aber nicht weiterverwendet. Wenn jemand mich nicht verstehen kann, versuche ich es entweder deutlich zu wiederholen oder ich schreibe es auf. Das geht schneller als eine Kommunikationshilfe. Im Moment denke ich nicht, dass ich eine möchte.
Ich habe ein eigenes Bankkonto. Für Einkäufe nutze ich eine Debit-Karte (eine Bankkarte) der Bank. Ich lerne den korrekten Umgang damit und von Zeit zu Zeit meinen Kontostand zu überprüfen und nach dem Rechten zu sehen. Ich habe eine Karte für die nationale Krankenversicherung, eine für vergünstigte Gesundheitsleistungen und Arzneimittel und eine Karte als Altersnachweis. Ich lerne auf Dinge zu sparen, die ich kaufen möchte. Ich werde künstlich ernährt und nehme oral keine Mahlzeiten zu mir, aber ich koche gern. Ich mache auch gern selbst Eiscreme. Eiscreme ist das Einzige, das ich gern über den Mund esse. Ich kann die Zutaten allein abmessen und verrühren. Ich kann bei der Zubereitung von Spaghetti Bolognese oder Bananen-Kokos-Brot helfen.
Ich benutze einen Terminplaner in Papierform und einen Kalender, um nichts zu vergessen und den Überblick darüber zu behalten, was jede Woche ansteht.
Freunde und Umfeld
Mit Familie und Freunden bleibe ich über Facebook in Kontakt. Es ist einfacher, sich auf Facebook zu unterhalten, als zu telefonieren. Mit meiner Freundin Sophie nutze ich manchmal Facetime. Ab und zu treffe ich auch Freunde in der Sozialgruppe. Ich verbringe gerne Zeit mit Freunden, bin aber auch gerne für mich.
Ich spiele gerne mit Lego, lese alles über Züge und den Verkehr auf der Welt, schaue gerne „Better Homes and Gardens“ und lese Zeitschriften über Wohnwägen/Camper und gehe auf Camper/Caravan-Messen.
Ich liebe es, mit Holz zu arbeiten und mag auch die Leute dort. Ich liebe es, an den Projekten zu arbeiten und mehr über die verschiedenen Werkzeuge und Maschinen zu erfahren. Ich möchte gerne mit Holz arbeiten und Dinge erschaffen. Mein großer Traum ist es, in der Wohnwagenbranche zu arbeiten, einen alten Wohnwagen zu kaufen und wieder in Schuss zu bringen. Eines Tages würde ich auch gerne von zu Hause ausziehen.